Alltag

Ich wache eigentlich immer ohne Wecker um 8 Uhr rum auf, mache ein bisschen Sport, richte mein Frühstück und finde inzwischen auch ohne Navi zu Casa Base.

Jeden morgen besprechen wir, wer welchen Workshop anbietet, teilen uns für die einzelnen Bereiche ein und um 11 Uhr öffnen wir das Tor.

Ein fester Programmpunkt für die Frauen ist der Fotografie-Workshop. Eine Griechin kommt 2 mal die Woche um vorallem junge Frauen in die Technik einzuführen…

Es gab in der Vergangenheit schon verschiedene Aktionen mit Fotografie. Unter anderem war der Sohn von Bita und Khalil schon einmal hier und hat Workshops angeboten. Seine Erfahrungen hat er hier geteilt: https://avicenna-hilfswerk.de/casa-base/

Außerdem war ein italienischer Fotograf hier, der mit den Bildern, die er mit den Frauen gemacht hat, viele Preise abgeräumt hat. Und die Bilder sogar von der Vogue ausgestellt wurden…

So schön die Bilder sind, ist es wohl am Ende des Projekts zu großen Zerwürfnissen gekommen, was einen bitteren Geschmack hinterläßt, weil es wieder mal nur um Geld und Erfolg ging…

Wie jeden Tag sind die Sprachkurse gut besucht, vorallem Deutsch ist sehr beliebt, weil die meisten dieser Menschen nach Deutschland weiter wollen. Klara und Ruth boten mit Gitarre und Querflöte einen musikalischen Mittag an, der mich die Kleider im Lager beschwingter sortieren ließ…

Außerdem studieren sie mit den Frauen einen Kanon und eine Bodypercussion Vorführung ein, da am 23. Februar bei Naomi eine Veranstaltung stattfindet, wo Casa Base mitwirken soll.

Mittags kamen Frauen mit Zutaten für Kuchen und übernahmen die Küche. Selbst um 17 Uhr, als wir eigentlich schließen, waren sie noch fleißig in der Küche am werkeln. Auch fragten schon andere, ob sie am Freitag backen dürfen. Da wurde mir klar, wie sehr ihnen das fehlt. Es gibt wohl den ein oder anderen Herd im Camp. Sie werden aber mit Essen von einem Catering versorgt. Was ihnen oft nicht schmeckt. Auch in Deutschland habe ich das so mitbekommen. Warum gibt man den Menschen nicht die Möglichkeit, selber zu kochen?!?! Sich zu versorgen. Das hat so viel mit Wohlgefühl zu tun. Das ist Alltag. Wie wichtig ist es, andere zu bekochen, jemandem mit einem Kuchen eine Freude zu machen. Wenn ich an meine Mutter denke, aber auch an fast jedes Treffen mit Freunden, dann ist ein wichtiges Thema, wenn nicht sogar DAS Thema, was es zu essen gibt, wer was mitbringt, welcher Kuchen gebacken wird, welche Freude ich mit einem bestimmten Essen wem machen kann…

Das haben sie extra für uns gebacken

Das ist für uns so selbstverständlich – diese Frauen haben diese Möglichkeit nicht. Und auch Casa Base kann das nur in kleinem Umfang bieten. Die Küche ist nicht groß…

…hat eine Induktionsplatte und 2 elektrische Platten die ewig brauchen um Nudelwasser zu kochen. Und dann gibt es einen Ofen in Mikrowellengröße… Es gab auch schon die Überlegung, fehlende Herde und Kochgeschirr zu besorgen. Aber das ist eigentlich Sache des griechischen Staates, und was im Camp verschwindet, gehört dem Camp…

Nach der Arbeit bin ich mit einem kleinen Geschenk bei Esther und ihrer Familie vorbei, die Kleine hatte ihren 5. Geburtstag…

Der Ballon war das Beste, trotzdem konnte ich ihr kein Lächeln entlocken und auch kein Wort.

Freitag haben wir einen Kinonachmittag für die Frauen angeboten mit gleichzeitiger Kinderbetreuung. Da die Frauen sich schon rechtzeitig eingefunden haben, bot ich ihnen an, Gesichts-Yoga zu machen. Da waren sie sofort dabei und über den Bildschirm hat die gute Mady uns angeleitet. Und die Enttäuschung war groß, als es nach 8 Minuten schon vorbei war. Also haben wir noch eine Yogasession für den Nacken angehängt und ich spürte richtig, wie es den Frauen gefallen hat. Sogar die ältere Frau aus Somalia mit dem Wirbelbruch war nicht zu stoppen…

Es war herrlich! Ich gab ihnen zu verstehen, dass wir das am Montag wieder machen und die Freude war groß!

Zum Film gab es Popcorn und ich habe noch Cola organisiert. Draußen wurde Volleyball gespielt und Inliner gefahren…

…und Klara startete das Projekt, einen Kompost zu bauen. Mit tatkräftiger Unterstützung 💪

Ich bin nach Feierabend wieder zu Esther. Sie ist inzwischen krank und nachts von starkem Husten geplagt. Sie bekam ein Öl und Materialien, um sich damit Auflagen zu machen…

Hinterlasse einen Kommentar